Das Ziel muss ganz klar der Sieg sein.
Ole Quast (Stevens Racing Team) war letztes Jahr Gesamtsieger beim Deutschland-Cup. Aber er fährt nicht nur Querfeldein – soeben hat er seine Straßensaison bei Stölting hinter sich gebracht. Im Interview mit Christopher Langer vom CROSSMASTERS cyclocross team spricht er über seine Ziele, seine Rennen, die Technik und das Training.
CROSSMASTERS: Glückwunsch zu deinem Sieg beim Deutschland Cup in Bad Salzdetfurth. Wie war das Rennen? Bist du zufrieden?
Ole Quast: Moin, danke! Ja, mit einem Sieg muss man irgendwo immer zufrieden sein, jedoch muss ich sagen, dass mein Abstand gerne noch etwas größer hätte sein können. Das Rennen war sehr schwer! Die Runde hatte viele Höhenmeter und war dazu noch schlammig; das Rennen war dadurch eine besondere Herausforderung.
Ich konnte mich gleich nach dem Start schon etwas absetzen, doch bei meinem ersten Radwechsel waren eine Gruppe wieder zusammen. Somit konnte ich erst in der dritten Runde eine Lücke reissen, meinen Vorsprung aber leider nie richtig ausbauen, was zu einem Zweikampf mit Jannick geführt hat, den ich für mich entscheiden konnte.
CROSSMASTERS: Kurz etwas Technisches: Welche Reifen bist Du dort gefahren? Luftdruck?
Ole: Ich bin den Challenge Limus und Baby Limus mit 1,5 Bar gefahren; ich wiege 68 kg.
CROSSMASTERS: Beim Deutschland Cup in Hamburg-Horn warst du Zweiter: was bist du dort gefahren?
Ole: Challenge Grifo mit 1,8 Bar.
CROSSMASTERS: Wie fandest Du den Kurs in Hamburg? Viele haben gemeckert, weil es ein flaches Labyrinth war…
Ole: Der Kurs war, wie jedes Jahr, sehr technisch. Es fällt einem am Anfang der Saison immer besonders schwer, auf so einem Kurs zurechtzukommen. Jedoch denke ich, dass es besonders den jungen Sportlern weiterhilft, da sie so unter Wettkampfbedingungen die Technik anwenden müssen.
CROSSMASTERS: Kleinmachnow steht am Wochenende an. Wie gefällt dir der Kurs dort?
Ole: Auch der Kurs in Kleinmachnow ist sehr technisch. Durch den Sand grenzt er sich von den meisten Strecken in Deutschland ab. Mir persönlich gefällt er eigentlich sehr gut… er hat alles, was ein Crosskurs haben muss.
CROSSMASTERS: Was sind für dich die Schlüsselstellen?
Ole: Die besonderen Schlüsselstellen auf der Strecke sind die beiden Sandanstiege – da geht es darum, ob man fahren kann – oder laufen muss. Wenn man in der Lage ist, den Anstieg zu fahren, hat man schon einen großen Vorteil.
CROSSMASTERS: Was ist dein Ziel am Samstag?
Ole: Das Ziel muss ganz klar der Sieg sein. Allerdings habe ich diese Woche eine harte Trainingswoche hinter mir, da die EM das erste größere Ziel dieser Saison ist und somit Vorrang hat.
CROSSMASTERS: Noch was Technisches: Was ist deine Haltung zur Frage Scheibenbremsen oder Cantis?
Ole: Schwer zu sagen. Ich persönlich komme mit den Cantis sehr gut zurecht und bin, außer im Training, auch noch nie etwas anderes gefahren. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich die Scheibenbremsen in den nächsten Jahren weiter durchsetzen werden. Wenn man aktuell beim World Cup schaut, liegen sie bei ca. 50/50%.
CROSSMASTERS: Du kommst gerade aus der Straßensaison, wo Du für Stölting eine erfolgreiche Saison gefahren bist. War der Wechsel ins Gelände schwer?
Ole: Ja, ganz leicht war es nicht. Durch die langen Rennen muss man erstmal wieder an seiner Spritzigkeit arbeiten. Aber so langsam geht es voran.
CROSSMASTERS: Wie hast Du dich auf die anderen Belastungen im Gelände vorbereitet?
Ole: Ich bin viel ins Gelände gegangen, um technisch alles wieder aufzufrischen. Zudem bin ich kürzer, aber dafür intensiver gefahren.
CROSSMASTERS: Was sind deine Ziele und dein Rennprogramm für 2015/2016?
Ole: Meine Hauptziele werden wieder die deutschen Meisterschaft und, wenn ich mich qualifiziere, die WM sein. Zu meinem Rennplan: dort steht ganz klar der Deutschland Cup im Vordergrund. Wenn es passt, werde ich einige World Cup Rennen fahren, dazu die EM und die WM. Zudem ist mein Ziel eine Top-25 Platzierung im World Cup – letztes Jahr war ich ja 26. in Zolder.
CROSSMASTERS: Beschreibe mal die klassische Ole-Quast-Trainingswoche. Wie viel Zeit verbringst Du auf dem Rad? Machst du gezieltes Techniktraining? Fährst Du in der Gruppe?
Ole: Normal sitze ich so ca. 10 Stunden im Sattel und gehe 1,5 Stunden laufen. Das Techniktraining baue ich besonders am Anfang der Saison ins Training mit ein; später nimmt es jedoch ab – da geht es einfach nur darum, mehr Druck aufs Pedal zu bringen. Ich probiere mit meinen Teamkollegen zu fahren, jedoch ist es gerade etwas schwer, da ich neben dem Sport noch arbeite und zur Abendschule gehe. Da muss ich trainieren wie es passt. Aber die Haupttrainingstage sind ganz klar Di, Mi und Do! Am Montag gehe ich meistens in die Sauna und mache ein paar Stabilitäts-Übungen. Freitag ist meistens frei (außer ich habe am Samstag ein Rennen). Und am Wochenende steht eigentlich immer ein Rennen auf dem Programm; dazu kommt dann Strecke angucken oder Vorbelastung.
CROSSMASTERS: International sieht es bei den Deutschen etwas mau aus, ob in der Elite (außer Walsleben, Meisen und Weber) oder bei den jungen Fahrern. Was muss passieren, damit sich deutsche Sportler im CX besser schlagen?
Ole: Schwere Frage! Ich glaube ein Hauptproblem bleibt die fehlende Konkurrenz in Deutschland – nur dadurch kann man besser werden. Um das Problem zu lösen, müssen die jungen talentierten Sportler nach Belgien oder Holland fahren – was wiederum mit Kosten usw. zusammenhängt.
CROSSMASTERS: Wie sieht es mit dem BDR aus?
Ole: Leider kommt auch vom BDR deutlich zu wenig, um den Crosssport voranzubringen. Cross ist leider nicht olympisch; dann würde das alles schon ganz anders aussehen. Ich kann nur jedem jungen Sportler raten, mit stärkeren Fahrern hart zu trainieren und sich Tipps einzuholen.
CROSSMASTERS: Könntest Du vom Radsport leben? Was sind deine Ziele in dieser Richtung?
Ole: Nein, das ist leider nicht möglich! Wie oben schon angesprochen, gehe ich nebenher noch halbtags arbeiten und abends noch zur Schule, um mir so neben dem Sport noch ein Standbein aufzubauen. Für diesen Weg habe ich mich nach dem Abi entschieden und werde diesem auch treu bleiben.
CROSSMASTERS: Was waren die tollsten Erlebnisse auf dem Rad im letzten Jahr (Straße oder Cross)?
Ole: Auf der Straße ganz klar der dritte Platz beim Prolog der Ungarn-Rundfahrt und der dritte Platz bei der DM im Mannschaftszeitfahren. Im Cross: der 4. Platz bei der DM und der 26. Platz beim World Cup in Zolder.
CROSSMASTERS: Die schlimmsten?
Ole: Die schlimmsten Erlebnisse waren die beiden Stürze bei der WM in Tabor in der ersten Runde, wo ich mir beim zweiten die rechte Schulter ausgekugelt habe und somit die WM für mich gegessen war.
CROSSMASTERS: Gibt es etwas, was du für dich in den letzten Jahren entdeckt hast, das du als Tipp weitergeben kannst?
Ole: Vor dem Wettkampf immer seinen genauen Ablauf haben. Somit hat man eine gewisse Routine. Das gleiche gilt beim Essen. Ich esse z.B. immer morgens warmen Haferbrei mit Obst und 3 Stunden vor dem Start ein paar Nudeln mit Öl. Technik: das Material muss immer in einem perfekten Zustand sein, so kann man Defekten entgegenwirken. Und Rennstrategie: ein guter Start ist das A und O!
CROSSMASTERS: Danke für das Interview und viel Glück am Wochenende!
Ole: Gerne!
Danke an Crossmasters für das Interview und die Möglichkeit dieses hier zu teilen.
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Foto: © Heike Lindenau